Max Uthoff zu vermeintlicher Selbstzensur beim ZDF, zu Ukraine und Russland sowie zu bundesdeutschen “Leitmedien”

Max Uthoff im Exklusivinterview: “Was die ARD Tagesthemen in den letzten Wochen gemacht haben, wird in zehn Jahren in Journalistikseminaren als Propaganda-Beispiel Nummer 1″ gelten. Und weiter: Dass der ukrainische Ministerpräsident Jazenjuk jetzt tatsächlich “offensichtlich Aufständische als Untermenschen bezeichnet hat, das habe ich weder bei ARD, ZDF, noch in der Süddeutschen, noch in irgendeinem anderen Blatt” gesehen.

die_anstalt“das ZOB” sprach mit Max Uthoff am 12.07.2014 in einem erfreulich spontan ermöglichten Kurzinterview zu Vorwürfen von Jochen Bittner und Josef Joffe von der Wochenpostille “Die Zeit” zu einem – wir berichteten dieser Tage exklusiv! – inzwischen heimlich still und leise gesperrten Beitrag der Satiresendung “Die Anstalt” zum Themenkomplex Verbindungen von Journalisten mit #Transatlantischen Lobbyverbänden wie dem GermanMarshallFond. Aber auch kurz zur aktuellen Diskussion um Manipulationen bei „DeutschlandsBeste“ und vor allem über Uthoffs Meinung zur aktuellen Berichterstattung zu Ukraine und Russland in bundesdeutschen “Leitmedien”.

Das ganze Interview als Audio-Mitschnitt und – wir sind eben nur Schreiberlinge ;-) – notdürftigst^^ bebildert haben wir bei Youtube eingestellt.

In Sachen Kriegstreiberei von Gauck und ZEIT, Bilderberger und Co: ZDF zensiert sich heimlich (!) selbst

Screenshot von ZDF-Website am 07.07.2014

Egal ob wegen Sommerpause oder sinnlos gehypter Fußball-WM – die im Februar diesen Jahres dank Claus von Wagner und Max Uthoff endlich wieder interessant gewordene Satireschiene fand die letzten Wochen wohl mehr oder minder planmäßig nicht statt. Gestern dachten wir, mal schauen ob es “schon” eine Ankündigung neuer Folgen beim ZDF gibt: weniger, dass das nicht der Fall zu sein scheint* macht uns unsagbar wütend, sondern die Tatsache, dass mit die besten Minuten die der GEZ-Sender die vergangenen zwei Jahre gesendet hat, offensichtlich sang- und klanglos in den Giftschränken verschwinden sollen. Es geht um den Themenkomplex Verquickung von Macht-Eliten und vorgeblich freier Presse in Deutschland. Konkret um die Organisationen Münchner Sicherheitskonferenz (msc)
American Council on Germany (ACG), The Aspen Institute, American Institute for Contemporary German Studies (AICGS), The American Academy in Berlin,
Deutsche Atlantische Gesellschaft e.V., Atlantik Brücke, Trilaterale Kommission,
The German Marshall Fund of the United States (GMF), Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) sowie die
Atlantische Initiative und um Kriegsrhetorik etwa in der Wochenpostille ZEIT.

Am 29.04. diesen Jahres hatten die beiden neuen “Anstaltsleiter” eine Studie des Journalismusforschers Uwe Krüger mit dem Titel “Meinungsmacht. Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten” aufgegriffen – auf der entsprechenden ZDF-Website fehlt (Stand 08.07.2014) die Sendung als Ganzes komplett – Februar, März und ganz oben Mai, jedoch eben kein Link zu April. Und auch wenn man den hier unten links abgebildeten Bereich “Alle Videos der Sendung” aufruft, kommt man zwar bzgl. des fraglichen Sendetermins rasch zu zehn Einzelclips jener Folge in der u.a. Abdelkarim und Konstantin Wecker in ebenfalls sehr spannenden Beiträgen glänzen – auch Uthoff und von Wagner kommen mit anderen gewichtigen Geschichten zu Wort. Aber es fehlen entscheidende Minuten! Zunächst hofften wir – weil wir trotz Perversionen und Irrsinn im Mainstream noch immer irgendwie glauben wollen, dass “sie” doch wirklich nicht so dummdreist sein können -, dass die fragliche Sequenz in einem der zehn Clips versteckt wäre, vielleicht gar aus Versehen nicht eigenständig daherkommt.

Screenshot der ZDF-Website zur Anstalt-Clipsammlung vom 07.07.2014

Doch ist eben nicht nur der fehlende April auf der Startseite der Onlineheimat der Anstalt ein Indiz, auch wenn man die Minutenzahl der zehn Einzelbeiträge addiert, wird rasch klar, dass mehr als sechs Minuten fehlen. Und auch die einstige dem Thema “Unabhängiger Journalismus” eingeräumte ZDF-URL die u.a. noch bei Wikipedia oder bei heise.de/Telepolis verlinkt ist (Stand: ebenfalls 08.07.2014) führen ins Leere bzw. zu sinnigerweise schwarz unterlegten, aber unbegründeten Hinweisen a la “FEHLER - Es ist ein Fehler aufgetreten - Der Beitrag konnte nicht gefunden werden”.

Um was geht es genau?

Um nicht weniger als schleichende Gehirnwäsche! Die Bevölkerung hierzulande ist erfreulicherweise nicht besonders kriegslüstern, steht den perversen Waffenexporten aus Deutschland ebenso wie der Teilnahme der penetrant aberwitzige, weil gezielt verharmlosende TV-Werbung streuende Bundeswehr an den Kriegen (!), die Deutschland aufgrund von politischem und wirtschaftlichem Druck u.a. der USA seit Jahren führt und offenkundig noch verstärkter führen soll, mehrheitlich ablehnend gegenüber.

Vielen Menschen fällt auf, dass seit einigen Monaten u.a. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), ”Verteidigungsministerin” Ursula von der Leyen (CDU) und der bigotte Präsi Joachim Gauck eine “stärkere deutsche Verantwortung in der Welt” anmahnen. Die wenigsten wissen, dass hinter dieser konzertierten Aktion insbesondere ein Strategiepapier zweier “Denkfabriken”, das 2013 von einer 50-köpfigen transatlantischen Studiengruppe erstellt worden war, steckt. Das hat die ZEIT vor Monaten wie nebenbei in einer Lobhudelgeschichte für das feiste Politikertrio erwähnt, doch leider “vergessen” zu verraten, dass an dem kriegsrhetorischen Dreck “Neue Macht – neue Verantwortung” neben Regierungs- und Konzernvertretern wie Daimler und BDI oder dem unsäglichen Medienriesen Bertelsmann einer der beiden Autoren, der Zeit-”Journalist” Jochen Bittner, selbst mitgewirkt hat, wie “telepolis” bereits im März recht anschaulich dokumentiert hat.

Eben alles andere als eine Verschwörungstheorie

In diesem “Artikel“, der in Überschrift und Teaser noch den Eindruck der Neutralität zum Thema etwa mit Sätzen a la “Wie kam diese Wende zustande? Und in welche Konflikte führt sie?” nährt und die eigentliche Stoßrichtung (“Mut zur Außenpolitik muss auch die Kanzlerin haben”) nur in einer kleinen Zeile über dem Text anklingen lässt, finden sich dann zum von einflussreichen Lobbygruppen angestrebten Wechsel in der deutschen Außenpolitik u.a. folgende Bemerkungen:

- v.d. Leyen wird als eine der “Modernisiererinnen (sic!) der Union” herausgestellt

- sie, Steinmeier und Gauck hätten “keine Furcht (sic!) mehr, wenn von Deutschland Führung verlangt wird”

- vom bisher üblichen “Reflex (sic!) des ‘Ohne uns’ in der deutschen Sicherheitspolitik” wird ebenso negativ konnotiert gesprochen wie von vermeintlich bisher üblicher “Drückebergerei”

- lapidar wird trotz der offenkundigen Kriegsrhetorik namentlich Steinmeier attestiert, dass es ihm gerade nicht um ein “Wir sind überall dabei, vor allem militärisch” sondern (nur) darum gehe, “der Diplomatie zu neuem Recht (sic!) zu verhelfen”

- wie Steinmeiers Vorgänger Westerwelle wird insbesondere Merkel allein wegen ihrer vermeintlichen Zurückhaltung in Kriegsbeteiligungsfragen als problematisch bis untragbar dargestellt – natürlich nicht offensiv als eigenes erkennbares Werturteil, aber durch die zumeist einseitige Auswahl kritischer “Stimmen”

-  tragikomischerweise wird dann der einstige CSU-Hardliner Peter Gauweiler (der als seinerzeit das Thema AIDS aufkam etwa Erkrankte auf eine einsame Insel verfrachten wollte) weil der sich in der Bild-”Zeitung” wohl kritisch gegen Militäreinsätze geäußert habe (“Die CSU steht diesen Plänen für Afrika sehr reserviert gegenüber”),wird das in der ZEIT als “schrille(n) Töne” gebrandmarkt

- sogar der unerträglichen Forderung (nicht, dass wir glauben, dass die Abgeordneten in Berlin an sich viel Widerstand bedeuten/garantieren, aber allein die Symbolkraft!), dass die ”Bundestagsbeteiligung bei der Mandatierung von Militäreinsätzen” überdacht werden müsse wird offenkundig viel Sympathie entgegengebracht, in jedem Fall auffallend viel Raum eingeräumt – allen vorgeblichen Demokratiefragen zum Trotz

- die offenkundig extrem kriegslüsterne “Stiftung Wissenschaft und Politik” (klingt so herrlich unabhängig, das Gegenteil ist der Fall und trotzdem auch in GEZ-Medien gern gesehener Interviewpartner etwa wenn es zur perfiden Einschleifung von Pro-Drohnen-Einstellung in DLR/DLF-Hörerohren geht!) die Gauck und Co. mit eben u.a. dem Zeit-Journalisten Jochen Bittner die Kriegsrhetorik vor-geschrieben hat, wird von letztgenanntem auch gleich mal als Merkel-Kritiker eingebaut

- und so weiter und so fort

Die einzige Stelle, die in jenem Text positiv zu erwähnen ist, ist folgende: “Einer der Initiatoren des Projekts war der damalige GMF-Direktor und frühere        ZEIT-Redakteur Thomas Kleine-Brockhoff. Kurze Zeit später, im August 2013, wird er Chef des Planungsstabs beim Bundespräsidenten. Seither gehen über seinen Schreibtisch alle Reden von Joachim Gauck.” – denn sie zeigt wie selbstverständlich eben nicht “nur” irgendwelche ehemaligen Entwicklungsminister vermeintlich die Schreibtischseite wechseln, sondern auch Journalisten irgendwann etwas offener ihre Karten auf den Tisch legen.

Die Redaktionen der so genannten Mainstreammedien, allen voran insbesondere auch ZEIT, SZ und Spiegel – das erleben wir livehaftig seit mehr als einem Jahr an i.d.R. drei Tagen der Woche rund um das Thema NSU-Prozess und sind doch immer wieder aufs Neue entsetzt – sind durchsetzt mit opportunistischen, Unbequemes unter den Teppich kehrenden und gar gezielt Tatsachen verfälschenden Journalisten. Ob diese gezielt gesteuert werden, von Lobbygruppen (zusätzlich?) bezahlt werden, “Angst” um ihren eigenen Job haben wenn sie nicht “funktionieren – das alles sei dahingestellt und dürfte von Einzelfall zu Einzelfall unterschiedlich sein. Wir indes sind ganz klar der Meinung – selbst wenn jemand “riskiert” fortan erst mal als Alternative von Hatz-4 zu leben – jeder Mensch der sich ernsthaft Journalist nennt, darf sich nicht gemein machen mit Politik, Wirtschaft, Militär, Geheimdiensten oder anderer zwielichtiger Lobbygruppen, die diese Kreise teilweise unverholen lenken. Also auch nicht mit Bilderbergern!

Zeit-Verantwortliche als Türöffner für Bilderberger-Gäste

Auffallend oft begegnet man wenn man sich auch nur oberflächlich mit dieser selbsternannten, unseres Erachtens brandgefährlichen Elite beschäftigt über jene Wochenzeitung, der wir stellvertretend für alle Medienhuren diesen Aufschrei in Sachen ZDF-Zensur widmen. Theo Sommer, der ehemalige Chefredakteur der ZEIT - der im übrigen offiziell wegen Steuerhinterziehung (lt. Anklage hatte er Steuern in Höhe von 649.000 Euro nicht bezahlt! laut FAZ ging es konkret um  Einnahmen aus dem von ihm maßgeblich mitbetreuten Projekt „Atlantic Times“ [sic!] und weiteren Blättern im Times-Verlag) verurteilt wurde – rühmte sich vor einiger Zeit zu den jährlichen Treffen “in den 1980er Jahren, noch ehe er Kanzler wurde, Helmut Kohl eingeladen” zu haben. “Man hat immer versucht, die kommenden Leute mit heranzuziehen. Horst Teltschik hatten wir da, und Genscher sowieso. Wir hatten auch Edmund Stoiber mal dort und Kurt Biedenkopf.”

Jahre später “durfte” mit Jürgen Trittin auch der erste Grünen-Politiker – die einstige Friedenspartei hatte sich ja in den Augen der weltweit vernetzten Kriegstreiber “bewährt” – an einer Bilderberger-Konferenz teilnehmen – eingeladen worden war er nach eigener Aussage vom damaligen Internationalen Korrespondenten der ZEIT, Matthias Nass. Sollten wir noch erwähnen, dass die – unter anderem! – auch in einem “Kommentar” (“Der ewige Ohne-Michel”…Krieg führen: “Manchmal muss es sein”…) eines Ludwig Greven vor der besagten Folge der ZDF-Anstalt (auf die wir endlich gleich wieder zurück kommen) kriegstrommelnde Wochenzeitung bzw. ihr unseres Erachtens dumper Onlineableger freiberufliche Journalisten kalt stellt, weil diese in der Vergangenheit für den russischen Auslandssender “Stimme Russlands” gearbeitet haben könnten und demzufolge nicht unabhängig genug seien…

Um es abzukürzen: Weil es die Kabarettisten Max Uthoff und Claus von Wagner am 29.04. wagten solche und weitere Think-Tank-Zusammenhänge aufzuzeigen und die Netzwerke und Abhängigkeiten deutscher “Alpha-Journalisten” explizit benannten und nachdrücklich kritisierten – dabei leider u.a. ZDF-Fressen wie Claus Kleber und seinen Chefredakteur Peter Frey nicht namentlich erwähnten aber immerhin eine Spitze gegen die Hauptnachrichtensendung des Zweiten unterbrachten – flatterte beim GEZ-Sender seitens der ZEIT eine Unterlassungserklärung ein (und einen formal wie inhaltlich hochnotpeinlichen Beitrag des vorgeblichen Medienmagazins ZAPP des NDR gab es auch, der versuchte die alles-halb-so-wild-Parole zu streuen – aber das nur nebenbei), die das ZDF jedoch angeblich zurückgewiesen hatte. Seither war es still um den Beitrag geworden, in dem neben Bittner auch Stefan Kornelius von der Süddeutschen, Josef Joffe von der Zeit sowie Günther Nonnenmacher und Klaus-Dieter Frankenberger von der Frankfurter Allgemeinen alles andere als zu Unrecht ihr Fett wegkriegten. Zu still. Denn so konnte das Zweite – vielleicht in vorauseilendem Gehorsam?!? – den fraglichen Clip aus den Archiven zensieren ohne auf den fehlenden Beitrag auch nur mit einer Silbe hinzuweisen, geschweige denn eine Erklärung dafür abzugeben.

Vielleicht wollen Sie liebe Leser diese einfordern – eine Erklärung vom ZDF! Das fänden wir fein. Wohl wissend, dass GEZ-Medien insbesondere bei facebook sehr gerne, sehr rasch kritische Geister aussperren. Aber wenn viele motzen und oder fragen…

Für alle die bisher unser Wut-von-der-Seele-schreiben tapfer ausgehalten haben jetzt aber erst mal die logische Belohnung – der Link auf den fraglichen Beitrag den u.a. ein gewisser Kanal “Die Bananenrepublik” HIER KLICKEN ins Netz gestellt hat und den Inhalt lokal abspeichern, gerne unsere kleine Geschichte und damit die diversen Quellen im Freundes- und Bekanntenkreis teilen.

* auf von Wagners Website steht übrigens tagesaktuell der 23.09. unter “Live erleben” mit “Die Anstalt” gekennzeichnet… Wir hoffen sehr, wenn es eine nächste Anstalts-Sendung gibt, dass er und Uthoff diesen ZDF-Selbst-Zensur-Skandal offen “würdigen”.

NACHTRAG v. 13.07. Zwischenzeitlich hatten wir die Gelegenheit Herrn Uthoff zu einem spontan zugesagten Kurzinterview zu sprechen, welches wir als Audiomitschnitt veröffentlichen.

 

 

Medien schweigen weiter zu Auffälligkeiten rund um Mord an ‎Taşköprü‬

“Ein Teil der Bahrenfelder Kohlentwiete wurde heute in ‪#‎Tasköprüstraße‬ umbenannt” – doch die Medien schweigen weiter zu folgenden Auffälligkeiten rund um den Mord an ‪#‎Süleyman‬ ‪#‎Taşköprü‬.

„Unmöglich, dass sie es nicht mitbekommen haben!“ Der Vater des Ermordeten Hamburgers wiederholte diesen Satz mehrfach in München vor Gericht – jeden Tag zur Tatzeit wären zahlreiche Polizisten in Hörweite zur Mittagspause gewesen. Eine Aussage, die man sich nicht ungesehen zu eigen… machen muss, aber in einem vorgeblich unabhängigen Protokoll nicht fehlen darf. Doch wenige Tage nach diesem Verhandlungstag auch bei “NSU-Watch” keine Silbe!

Bei der Einvernahme des Hamburgers war auch uns noch nicht klar, dass vielleicht gar noch mehr Auffälliges am Tatort Taşköprü im Zusammenhang Polizei passiert war. Doch dann stießen wir auf ein Interview mit ihm aus dem Dezember 2012 – dort beschreibt er eine auf den ersten Blick nebensächlich anmutende Begebenheit: „Am Tag, als der Mord passierte, kam ein Streifenpolizist in den Laden. Er trank einen Kaffee mit Süleyman, dann sagte der Polizist noch, er solle doch den Wagen draußen wegfahren, der sei falsch geparkt.“ Der Vater nahm das Auto, weil er ohnehin einige Einkäufe zu erledigen hatte.

Als er nach 20-30 Minuten zurückkam, war der Sohn schon tot. Zum gleichen Vorfall schildert, wie wir aus Akten nachvollziehen konnten, der angeblich gleiche Verkehrspolizist in seiner Zeugenvernehmung kurz nach dem Mord Taşköprü, dass er auf dem Gehweg in Höhe des Gemüsegeschäftes „einige Notizen ins Merkbuch eintrug, (dann) bemerkte ich, dass hinter mir aus diesem Geschäft eine männliche Person herauskam und mir im  Vorbeigehen mitteilte, dass er seinen PKW sofort korrekt zum Parken abstellen wird.“ Der südländisch aussehende Mann habe Akzent gesprochen, er (der Polizist) wisse nicht, ob der das spätere Opfer gewesen sei. Der Mann habe dann sein Auto umgeparkt, damit war die Angelegenheit für den Beamten erledigt. So wie es der Vater schildert, kannte der Streifenpolizist dessen Sohn zumindest von Pausen in dem Geschäft der Taşköprüs. Man wagt es sich kaum vorzustellen. Aber nach all dem, was man inzwischen von den jahrelangen rassistischen Ermittlungen und Gängelungen von Hinterbliebenen weiß, nach der Tatsache, dass Polizeibeamte bzw. Verfassungsschutzmitarbeiter zumindest bei zwei Fällen (Kassel und Heilbronn) extreme Verdachtsmomente aufweisen und alle Indizien gegen die Staatsraison sprechen, dass da jeweils „nur“ drei Täter zu Gange waren: Warum sollte ausgeschlossen sein, dass in dem einen oder anderen Fall Polizeibeamte direkt verwickelt waren?

(Textauszug aus “das ZOB – 1 Jahr NSU-Prozess – Sonderheft Seite 18 – Download unter http://dokumente.das-zob.de/das_zob_ein_jahr_nsu_prozess_sonderheft.pdf)

Ein Jahr voller Ungereimtheiten oder: wo steht der NSU-Prozess wirklich

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Screenshot”ausriss” als Beleg/Zitat, dass die Nachrichtenagenturen afp/dpa, wie sie anhand ihrer öffentlichen Fotoarchive dokumentieren, alle paar Tage live erleben, wie eine bestimmte Polizistin den Büttel für Zschäpe macht.

Quizfrage: Was denken Sie, wie wird der Prozess für die Teilnehmenden und für die Nachwelt protokolliert? a) es gibt Bildaufzeichnungen; b) es gibt Tonaufzeichnungen; oder c) es wird professionell stenografiert. Die Auflösung ahnt kaum jemand. Die richtige Antwort ist nämlich nicht dabei. Der Prozess wird offiziell überhaupt nicht aufgezeichnet – nicht einmal für die Politik- oder Justiz-Wissenschaft. Dabei ist er einer der wichtigsten in Deutschland seit Jahrzehnten mit der beispiellosen Mordserie an neun Geschäftsleuten mit migrantischen Wurzeln und mindestens zwei Bombenanschlägen. Auch der Mord an einer Polizistin wird den rechtsextremistischen Tätern angelastet. Hinzu kommen noch zahlreiche Banküberfälle und eine Brandstiftung. Über fünf Angeklagte wird vom Staatsschutzsenat des Münchner Oberlandesgerichts verhandelt. Fünf Richter, vier Bundesanwälte, elf Verteidiger und knapp 60 Anwälte für rund 80 Nebenkläger beschäftigen sich mit dem National-Sozialistischen Untergrund (NSU), von deren angeblich drei Mitgliedern zwei – Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos – tot sind. Die Anklageschrift gegen die Hauptverdächtige – Beate Zschäpe – umfasst knapp 500 Seiten. Über 600 Zeugen hatte die Bundesanwaltschaft benannt, nicht einmal die Hälfte sind bis zur Stunde angehört worden.

Das morgendliche Prozedere an Verhandlungstagen ist immer das Gleiche: Vor dem Beginn warten Fotografen und Kameraleute auf die Angeklagte. Es werden die obligatorischen Bilder von der Seite, besser: vom Rücken der Zschäpe geschossen. Dann verlassen sie den Saal und der Prozess beginnt – in der Regel mit knapp 30 Minuten Verspätung. Während sich so viele Medienkollegen Gedanken darüber machen, warum diese Frau “Batterien von Bonbondosen” vor sich aufbauen darf, warum sie lächelt oder in den Pausen Sudoku spielt, beachtet keiner, dass beim Eintreten – im Unterschied zu anderen Polizeibeamten, die dort vertreten sind – eine ganz bestimmte Staatsbedienstete, wenn sie gerade mal Dienst hat, für Zschäpe den Büttel macht und ihr die Tasche trägt, obwohl sie doch diese Szene bereits x-fachst im Bild haben. Aber das nur nebenbei.

Die fünf Angeklagten 

Carsten Schultze: der 34-Jährige ist der einzige, der bis jetzt in freier Rede gesprochen hat und sich mehrere Tage lang umfangreich den Fragen gestellt und diese auch beantwortet hat. Er hat gestanden, Mundlos und Böhnhardt eine Pistole mit Schalldämpfer – angeblich im Auftrag von Ralf Wohlleben, dem weiteren Angeklagten – geliefert zu haben. Zschäpe soll, falls Schultze sie nicht deckt, nicht in unmittelbarer Nähe bei der Übergabe dabei gewesen sein. Bei dieser Waffe soll es sich um die Ceska handeln, mit der acht türkische und ein griechischer Unternehmer getötet wurden. Die Anklage gegen Schultze lautet auf Beihilfe zum Mord. Nach seinen Angaben hatte er sich vor Jahren von der Neonazi-Szene gelöst und war nach Düsseldorf gezogen, wo er Sozialpädagogik studierte. Er befindet sich im Zeugenschutzprogramm.

Schultze ist der einzige, der betroffen wirkt und anscheinend mitleidet, wenn es beim Prozeß um konkrete Mordtaten ging. Er ist der jüngste der Mitangeklagten und fühlte sich nach seinen Angaben als Heranwachsender, ab Mitte der 90er Jahre, stark von der Neonazi-Szene angezogen. Mit 13 bemerkte er seine homosexuellen Neigungen und machte die Erfahrung, dass wenn man zur “Szene” gehörte, andere Respekt vor einem hätten. Dem Grundtenor seiner Schilderungen nach war er ein Mitläufer, ein „Kleener“, wie man ihn genannt habe. ABER vergleicht man seine Aussagen heute mit dem, wie er damals – auch vom Äußeren her – wohl durchgehend aufgetreten ist, bekommt man als Beobachter stark den Eindruck, dass Schultze seine Rolle klein redet. Sozialisiert u.a. mit dem Neonazi-Musikprojekt „Zillertaler Türkenjäger“, erzählt der nun vermeintlich Geläuterte von früheren Feindbildern, von einer umgeschmissenen Dönerbude, vom Gemeinschaftsgefühl bei Demos, bei denen die Busfahrten zu Zielorten so lustig gewesen seien.

Kann man Schultzes Aussagen hundertprozentig trauen, oder sind sie aus Selbstschutz unehrlich. Zum Beispiel das Thema “wo und wann?” bei der Ceska-Übergabe: Schultze hat erstaunlich gute Erinnerung daran, wie Wohlleben mit  behandschuhter Hand die Waffe bei sich zu Hause geprüfte hätte, nachdem er sie in dessen Auftrag besorgt hatte. An den Übergabeort in einem Chemnitzer Café a la Galeria Kaufhof denkt er ähnlich gut zurück: speziell an den Ablauf einer Szene, wie er zusammen mit Böhnhardt und Mundlos gesessen haben soll, als Zschäpe dazugekommen sei, um eine Anwaltsvollmacht zu unterschreiben. Allerdings gab es die Chemnitzer Galeria Kaufhof erst ab 2001, und das wohl einzige andere Kaufhaus in Bahnhofsnähe was seinerzeit zu seinen Schilderungen wo die „Uwes“ Schultze in Empfang genommen hätten passen könnte, besaß nur ein Stehcafé. Sitzen wie es der Wahldüsseldorfer schilderte scheint auch dort undenkbar. Der erste Mord der Ceska-Serie an Enver Simsek geschah jedenfalls im Jahr 2000. Was dann hieße, dass die genannte Waffe bereits im Umlauf war, bevor sie Böhnhardt und Mundlos erreichte. Im Übrigen hat Schultze die dem Vernehmen nach im Brandschutt in Zwickau gefundene Ceska bis zur Stunde noch nicht einmal ansatzweise eindeutig identifiziert.

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Olaf Klemke und Nicole Schneiders sind beide Verteidiger von Ralf Wohlleben – Foto-Copyright: das ZOB

Ralf Wohlleben ist neben Zschäpe der einzige der Angeklagten, der in Untersuchungshaft sitzt. Ihm wird Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Über ihn hat man im Prozess im Prinzip nichts Neues bzw. Relevantes erfahren, was die Behörden nicht schon vor Mai 2013 wussten. Bereits seit den ersten Wochen nach Auffliegen des sogenannten NSU-Trios verfügt die Polizei über ein MacBook, das bei der Durchsuchung in Wohllebens Wohnung vorgefunden wurde. Nach der Grob-Auswertung stellte man unter anderem fest, dass von diesem Gerät, mit dem Absender „terrorzellew@aol.com“, Massenmails verschickt worden waren. Auch dieser Punkt hat im Prozess trotz des lautmalerischen Mailkontonamens noch überhaupt keine Rolle gespielt. Indes war Wohlleben – der 39-Jährige zählt zu den führenden Neonazis im Freistaat Thüringen – stellvertretender Landesvorsitzender und Pressesprecher der NPD Thüringen sowie Vorsitzender des NPD-Kreisverbands Jena und hatte bereits mehrmals Bekanntschaft mit dem Rechtsstaat gemacht. Im Jahr 2000 wurde er zusammen mit dem weiteren namhaften Neonazi Andre Kapke (s.u.) verurteilt wegen Körperverletzung und Nötigung. 2007 wurde Wohlleben zudem wegen übler Nachrede gegen einen NPD-Aussteiger verurteilt. Auch ist er einer der führenden Köpfe beim Thüringischen Heimatschutz (THS), angeführt von dem ehemaligen V-Mann und Neo-Nazi, Tino Brandt. Der THS gilt als Brutstätte des NSU. Wohlleben war einer der schlimmsten und lautstärksten Agitatoren der rechten Szene, Organisator und Veranstalter zahlreicher Kundgebungen und Demonstrationen, darunter zum Beispiel dem „Fest der Völker“ 2005, einer der dubiosesten Rechtsrockveranstaltungen hierzulande. Wohlleben hatte offenkundig die besten Kontakte zu den „Dreien“ vor ihrem „Abtauchen“, er hat wohl – dafür spricht nicht nur die Aussage von Schultze – die Mordwaffe Ceska mitorganisiert, und es wäre sehr unplausibel, wenn der Kontakt mit Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe danach einfach so abgebrochen wäre.

Besonders spannend sind seine zwei Haupt- und ein Ersatzverteidiger. Fangen wir mit Letzterem an: Wolfram Nahrath. Ginge es nach Wohlleben, so hätte auch er gerne drei offizielle Hauptverteidiger, wie Zaschäpe. Nun muss Nahrath, NPD-Mitglied und bekennender Rechtsradikaler, den Ersatzmann spielen, wenn Nicole Schneiders und Olaf Klemke mal nicht antreten können. Nahrath, der als Vorsitzender der mittlerweile verbotenen Wiking-Jugend in die Fußstapfen seines Vaters trat, ist ein bevorzugter und bei Gegnern dieses Gedankenguts als gemeingefährlich eingestufter Redner bei NPD-Demos.

Ganz so plump tritt Nicole Schneiders nicht (mehr) auf. Ihrem Mandanten ist sie nicht nur durch ihre frühere Tätigkeit in Jena als Wohllebens Stellvertreterin als NDP-Kreisvorsitzender vertraut. Durch sie gibt es zwischen Wohlleben und einer der ältesten Rechtsrockbands „Noie Werte“ eine direkte Verbindung. Nicht nur über den ehemaligen Kanzlei-Kollegen von Schneiders, Steffen Hammer, sondern auch über den Gittaristen Andreas Graupner, der um 2002 bei der „Band“ eingestiegen und bis zu deren Auflösung 2010 dabei war, besonders spannend. Dennn: mit “Musik” dieser “Band” wurden Vorgängerversionen des so genannten Bekennervideos des NSU unterlegt. Der Blood&Honour-Mann Graupner diente wohl als Kontaktmann zwischen dem „Trio“ und Wohlleben.

Der dritte im Bunde der Wohlleben- Verteidiger, Olaf Klemke, erscheint mit seinen Befragungen teilweise richtig ekelerregend. Als Gamze Kubasik, die Tochter des in Dortmund ermordeten Mehmet Kubasik als Zeugin kam, sprach er sie zu Hänselungen ihres kleinen Bruders auf der Straße an. Es ging um die Zeit direkt nachdem Ermittler und Presse ihre Familie mit unhaltbaren Verdächtigungen in den Schmutz gezogen hatten. Klemke wollte wissen, welcher Nationalität diese Hänseler denn gehabt hätten. So schwer es uns auch fällt einzuräumen: Klemke wirkt an anderen Stellen des Prozesses durchaus kompetent, aber hält sich die letzten Monate – nicht so auffallend, wie Zschäpes Verteidigung, aber eben doch – auch mit ernsten Sachfragen die sich zum Wohl seines grausigen Mandanten aufdrängen sehr zurück.

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Der Anblick kann nicht zur Mittagspause auf den Magen schlagen: Andre Eminger ist einer von den drei Hauptangeklagten, die nicht im Gefängnis sitzen. Nur Zschäpe und Wohlleben verbringen die Zeit außerhalb der Verhandlungen hinter Gittern. Fotocopyright: das ZOB

Andre Eminger: seine zwei Anwälte wirken teilweise auch obskur, und das nicht primär deshalb, weil sie im gesamten Prozeß bisher gefühlt keine fünf Mal etwas von sich gegeben haben. Darunter aber ein Antrag: der Richter möge ihren Mandanten doch teilweise von der Anwesenheitspflicht in der Hauptverhandlung befreien, weil ihn vieles ja nicht beträfe. Eminger ist wie Carsten Schultze und Holger Gerlach Freigänger und umgibt sich bei schönem Wetter in Verhandlungspausen vor dem Gericht, nicht selten mit nicht minder zwielichtigen, ultrarechts anmutenden Typen wie er selber – wenn er kein “Schauspieler” sein soll – einer ist. Dieser Antrag wurde erwartungsgemäß abgelehnt. Der 34-jährige gelernte Maurer ist nicht nur deswegen interessant, weil er mit seiner Frau Susanne (die ihrer Freundin Zschäpe gern ihre Identität lieh) nachweislich bis zum Schluss engste Kontakte mit den drei „Untergetauchten“ unterhielt. Sondern auch aufgrund einer möglichen Verfassungsschutz-Operation „Grubenlampe“.

Es geht um den Zeitraum 5. bis 8. Dezember 2006. Damals wohnten Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe in der Zwickauer Polenzstraße. Am 7. Dezember kam es im Haus zu einem Wasserschaden. Laut Anklageschrift hätten vier Zeugen Zschäpe mit Eminger bei Aufräumarbeiten gesehen. Und im Zuge der Ermittlungen zum Wasserschaden soll Zschäpe als Susanne Eminger in Begleitung des „realen“ Emingers vor der Polizei vorgesprochen haben – dass sie damals weiterhin unentdeckt blieb, ist seltsam. Denn in den Protokollen der Aktion “Grubenlampe” der Beobachter, die Eminger auch in jenen Tagen feste im Blick gehabt haben sollten, steht einiges von Wegen zur Arbeitsstelle und derlei mehr – von einem Besuch in der Polenzstraße findet sich kein Wort. In Anbetracht geschredderter Akten und einigem mehr was allein seit November 2011 bekannt wurde – wohl ohnedies nur die Spitze des Eisbergs – schließen wir es, um es höflich zu sagen, nicht aus, dass Beamte damals mitbekommen haben, wo das “Trio” Ende 2006 abgeblieben war.

Auch als nach dem angeblichen Selbstmord der „beiden Uwes“ die gemeinsame Wohnung in der Frühlingsstraße ausbrannte, war Eminger als Schaulustiger recht schnell vor Ort. Für uns steht er ohnedies in Verdacht, vielleicht sogar mehr als Zschäpe selbst, den Feuerteufel gespielt zu haben.

Holger Gerlach: Der Mann, der am Anfang des Prozesses sein Gesicht hinter einem Heft verbarg, hat scheinbar kein Problem mehr, erkannt zu werden. Er ist nominell ein weiterer Kronzeuge neben Schultze in diesem Prozess. Allerdings verweigerte er eine richtige Befragung, verlas bis zur Stunde nur eine ziemlich halbherzig wirkende Erklärung , wo er den Tatvorwurf einräumte, den Dreien unfreiwillig (Wohlleben habe sie ihm quasi zugesteckt neben anderen Mitbringseln) mal eine Waffe (def. nicht die Ceska) geliefert zu haben, und willfährig gewesen zu sein, bzgl. der Weiterreichung/Erstellung von Passdokumenten, die auf seinen Namen liefen.

Böhnhardt profitierte wohl bis zuletzt von einer Ähnlichkeit mit Gerlach – die Papiere wurden wohl oftmals für die Anmietungen der Wohnmobile verwendet. Wobei wir uns durchaus vorstellen können, dass der früh nach Niedersachsen emigrierte Jenaer hier und da unmittelbarer mitgeholfen hat – vielleicht sogar seine Familie. Aber das ist eine andere Geschichte. Gerlach hat sich jedenfalls wie Schultze nachdrücklich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt.

Und schließlich noch Zschäpe: Als Schultze – so seine Aussage während der Verhandlung – mit der Ceska im Rucksack, mit beiden Uwes in einem Café saß und die beiden Männer ihm von einer „Taschenlampe“* erzählten, die sie angeblich in Nürnberg aufgestellt hatten, sei Beate dazugestoßen und die Uwes hätten in seine Richtung „Psst“ gesagt. Für Zschäpes Verteidung ein klarer Fall, dass sie nichts von solchen Aktivitäten mitbekommen sollte – also eher ein Indiz, dass die Hauptangeklagte gar nicht so tief im Mordsumpf steckte. Es ist aber für uns naheliegender, dass sie Geschwätzigkeit ihrer „Jungs“ gegenüber Schultze nicht gut geheißen hätte und die “Uwes” daher das Gespräch abrupt beendeten. Immerhin scheint Zschäpe seit ihrerJugendzeit, ab 1998 trat sie nachweislich als aktives THS-Mitglied und Neofaschistin auf, laut Aussage zahlreicher Zeugen, eine Meisterin der Anpassung und Verstellung gewesen zu sein.

Die Anklageschrift gegen sie ist sehr lang und, nebenbei bemerkt, bis heute nicht öffentlich zugänglich! Neben Gründung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung werden ihr unter anderem Mittäterschaft bei den zehn NSU-Morden, mehrfacher versuchter Mord (Stichwort u.a. Sprengstoffanschläge in der Probsteigasse und in der Keupstrasse in Köln) sowie besonders schwere Brandstiftung mit ebenfalls versuchtem Mord an einer Nachbarin und zwei Handwerkern vorgeworfen. Außerdem soll sie auch für die 15 bewaffneten Raubüberfälle mitverantwortlich sein. Lebenslange Haft plus anschließender Sicherheitsverwahrung wäre das Urteil, wenn alles bewiesen werden sollte, was alles andere als wahrscheinlich scheint. Während Zschäpe eisern schweigt, bewegt sich auch die Beweisführung auf oft dünnem Eis.

Fast schon in Vergessenheit geraten sind seit Prozessbeginn die Anrufversuche bei Zschäpe am 4. November 2011 von einem auf das Innenministerium Sachsen zugelassenen Handy – recht zeitnah zu der Situation, wo Mundlos im Wohnmobil Böhnhardt ermordet und sich nach der Feuerlegung im Auto selbst gerichtet haben soll. Wenig später explodierte in der Frühlingsstrasse die vom Trio angemietete Wohnung und Zschäpe beginnt ihre Reise, bis sie sich letztlich am 8. November 2011 den Behörden stellt. Seit Beginn des Prozesses gibt es viel Gossip über sie, nicht nur in der Bild-Zeitung. Schließlich schafften es ihr Herz für herumstreunende Katzen oder feuchtfröhliche Runden mit offenkundig latent rassistisch eingestellten Nachbarinnen in das an vielen Stellen übel desinformierende SZ-Theaterfilmchen, das zum Jahreswechsel von jenen gehypt wurde, die nicht mal in zehn Jahren ahnen werden, was in München wirklich verhandelt wird bzw. ausgebremst wird.

Zschäpe mutmaßlich an zwei Mord-Tatorten “live” dabei

Zurück nach Zwickau: Als die Wohnung des mutmaßlichen Trios in die Luft flog, wohnte eine alte Frau nebenan. Als das Haus abgerissen wurde, kam die mittlerweile über 90-jährige Demenzkranke, nach zwischenzeitlichem Umzug, in ein Heim. Tragisch, aber im Vergleich zu zehn Ermordeten ist ein nötig gewordenener Umzug wohl bestenfalls eine Fußnote Erwähnung wert. Denn wer sich die Fakten aus der Frühlingsstraße anschaut weiß, dass mittels der durch Benzin herbeigerufenen “Explosion” in der Wohnung der Dame keine Gefahr drohte, zumindest wenn – wie es natürlich auch hier geschah – halbwegs zeitnah eine Feuerwehr ans Set kam. Nun ist ein Jahr Prozess vorüber und die Gewichtung der Bundesanwälte Diemer und Co. zeigt, wo er angelangt ist: Diese zerstörte Wohnung ist also alles, was sich Zschäpe halbwegs sicher anlasten lässt im Moment – Stichwort Benzinspuren an ihren Socken. Oder haben Sie, liebe Leser, in den letzten Wochen oder Monaten etwas anderes vernommen? Da war nämlich eigentlich noch einiges!

Zeugen, die aussagen, dass Zschäpe an mindestens zwei Mord-Tatorten war, sollten doch der Anklage höchst willkommen sein, könnte man meinen. Aber nicht doch. Diese wurden unglaubwürdig, gar lächerlich dargestellt. Wie im Falle der Zeugin, die im Juni 2005 vor dem Mord an Ismail Yasar im benachbarten Supermarkt in Nürnberg auf eine Frau aufmerksam geworden war, weil sie sie an eine TV-Serien-Schauspielerin erinnerte. Sie hatte sie später als deren Bild durch alle Nachrichten ging als Zschäpe identifiziert. Da die Zeugin sich während ihrer Aussage an andere Details, die sie vor Jahren noch angegeben hatte, nicht mehr so erinnern konnte, wie sie angeblich (!) authentisch von Beamten in polizeiliche Vernehmungsprotokolle geschrieben wurden, stempelte die Bundesanwaltschaft sie als unglaubwürdig ab. Diemer verdrehte es gar dahin, dass die Zeugin am Ende vielleicht glaubte, die Schauspielerin (nicht Zschäpe) hätte leibhaftig vor ihr gestanden.

Dank BKA-Vorabinfos schlachten ARD-”Kollegen” Zeugen vor ihrer Einvernahme

Obgleich wir immer recht akribisch die Arbeiten der Kollegen zum NSU-Komplex sichten ist uns folgendes leider tatsächlich erst in den letzten Tagen aufgefallen, sonst hätten wir hier vor Wochen auch keinen Text von ihm zu Temme empfohlen! Zur Nürnberger Zeugin tat ein gewisser Franz Feyder von den Stuttgarter Nachrichten nicht nur bar aller Tatsachen so, als ob die Zeugin irgendetwas anderes bekundet hätte, als dass ihr die Begenung im Supermarkt wegen einer Ähnlichkeit (nicht mehr nicht weniger!) der Mimin zu Zschäpe (*1975) (ein Klick genügt, um festzustellen, dass der Gedanke daran, eine Ähnlichkeit zu erkennen, keineswegs irrsinnig ist) erinnerlich blieb. Nein. “Kackdreist” stehen da bis heute Sätze im Netz, als ob die Zeugin gar von der dicklichen Serienhauptfigur (*1952) sprach. Wer live an dem Prozesstag dabei war kann – zumindest wenn man nicht während der Sitzung wie manch ein Kollege “Risiko” (sic!) auf dem Handy spielt – unmöglich überhört und (!) übersehen haben, dass keinesfalls von der viel älteren Roseanne-Figur die Rede war, sondern von Sara Gilbert (*1975), die in der Serie die Figur der Darlene Conner gab – zumal Fotos der Schauspielerin groß projiziiert wurden an diesem Tag.

Noch perverser war, wie eine vom BKA offenkundig an den “Terrorman” der ARD- durchgesteckte Vorvernehmung einer Frau aus Dortmund ablief. Bereits vor ihrer Vernehmung im OLG wurde jene Veronika A. als  unglaubwürdig abgestempelt. Sie will Zschäpe Anfang April 2006 – just in der Stadt, in der dann wenige Tage Mehmet Kubaşık ermordet wurde – auf einem Nachbargrundstück zusammen mit beiden „Uwes“ sowie einem Skinhead gesehen haben. Die Glaubwürdigkeit sprach man ihr ab, weil sie ihre Beobachtungen erst im vergangenen Sommer einem Nebenklägervertreter anvertraut hatte. Ihre Erklärungen in München dafür waren allerdings ziemlich plausibel: Zum einen hielt sie ihre Beobachtungen für die weitere Aufklärung der NSU-Verbrechen und ihre Hintergründe nicht für besonders wichtig – denn es war ja nun klar, wer das NSU-Kerntrio war. Irgendwann, als dann zur Prozessberichterstattung auch die Existenz einer Liste mit 129 Namen (aus der dann irgendwann 400er/500er liste – auch ein Thema das anscheinend niemanden juckt) aus dem direkten oder weiteren Umfeld des sog. Terrortrios aufkam sei sie davon ausgegangen, dass man seitens der ermittelnden Beamten ohnedies sicher diverse Kontakte der Drei nach Dortmund auf dem Radar hatte. Die Großstadt in Nordrhein-Westfalen gilt schließlich nicht nur generell als Hort ziemlich vieler Rechtsradikaler, sondern war ja eine der Tatortstädte! A. nahm generell an, dass das Ermittlerwissen weitaus größer als ihr eigenes war.

Andre Kapke

Theoretisch einer der spannendsten Zeugen, die bisher geladen waren: Andre Kapke – links im Bild, daneben sein Anwalt. Foto-Copyright: das ZOB

Aber warum ging sie dann im Juni 2013, statt zu einem Anwalt, nicht direkt zur örtlichen Polizei? Das wollte auch der Vorsitzende Richter Götzl wissen. Die Antwort enthielt unter anderem eine besonders pikante Schilderung, was in den Medien bezeichnenderweise kaum Niederschlag fand: A. wohnte im Dortmunder Stadtteil Brackel in unmittelbarer Nähe einer Kneipe, von wo bei Würfelrunden des öfteren lautstarke „Sieg heil“- Rufe auszumachen gewesen wären. Sie suchte deswegen Kontakt zu den Kneipenbetreibern. Doch diese machten ihr wohl die lange Nase: Frau A. könne ja mal abends vorbeikommen, wenn es wieder mit derartigen Sprüchen laut werde. Manche Polizeibeamte seien dann ja mittendrin statt nur dabei. Und zu solch einer Polizei soll man als Bürger Vertrauen haben? Als Götzl die Zeugin entlassen wollte, stellte Nebenklageanwalt Adnan Erdal den Antrag, sie zu vereidigen – nicht weil er ihr nicht glaubte, sondern um die Bedeutung dieser Aussagen zu unterstreichen. Was abgelehnt wurde weil laut Diemer dafür keine Voraussetzungen vorlagen, die Aussage der Zeugin „nicht von ausschlaggebender Bedeutung“ sei.

Indizien, dass Zschäpe also mindestens zweimal zeitnah an einem Mordort gewesen sein kann, sollten eigentlich ein Grund zur Freude der Ankläger sein. Aber mit jeder Prozesswoche mehr fühlt man sich als Unvoreingenommener in München sprichtwörtlich im falschen Film. Zur Erinnerung: Zschäpe hat drei Anwälte, von denen zwei fast immer anwesend sind. Seit Monaten zeigen diese kaum irgend eine Regung, auch nicht bei für ihre Mandantin besonders heiklen Zeugenbeschuldigungen. Dafür intervenieren Stahl, Heer und Sturm („Wir heißen wirklich so“ – Hut ab für Jan Böhmermanns  Chuzpe mit der Musicalidee) im Grunde nur mehr dann, wenn es für den Staat wegen seiner V- bzw. MAD-Männer eng werden könnte!

Was machte der „Führer“ in Eisenach?

Exemplarisch für den Ablauf im Gericht ist der Umgang mit dem Zeugen Andre Kapke, der, wie viele geladene Neunazis, Gedächtnislücken vorschützt. Er ist mehrfachst vorbestraftes NPD-Mitglied, neben Tino Brandt, Wohlleben und beiden Uwes die bekannteste und wichtigste Figur des THS und wohl nicht umsonst „Führer“ genannt. In München erschien er von einem Szene-Anwalt begleitet und fühlte sich sichtlich nicht unwohl bei der Verhandlung. Auf die Fremdenfeindlichkeit angesprochen, sagte er, dass er sich nicht erinnern könne, „dem Ausländer selbst die Schuld gegeben“ zu haben: „Der kann ja nichts dafür, dass er da ist, das hat die Politik ermöglicht. Sie fangen ja nicht an, wenn Sie was gegen Unkraut machen, und zupfen da ein, zwei Blätter. Sie müssen schon an der Wurzel anfangen.“ Dass dieser Mann, der engst mit dem sog. NSU-Trio verbunden war, am 4. November 2011 als Böhnhardt und Mundlos im Wohnmobil starben, laut Funkzellenüberwachung nicht weit entfernt war, angeblich weil er in der Nähe einen PKW gekauft hätte und auf dem Weg nach Hause gewesen sei, sorgte erstaunlicherweise für keine kritischen Nachfragen bei den Prozessbeteiligten. Auch nicht, ob er den Kauf und die Anmeldung nachweisen könne oder diese gar tatsächlich selber vorgenommen habe. Nichts dazu, wie es zu erklären wäre, dass sein Handy zweimal in Eisenach in das Netz eingeloggt war und sein faktischer Bewegungsradius somit auch nicht zu seinen Angaben passen könne?

Dafür bestand unnötig viel Interesse, zum Beispiel daran, dass er „verunglimpft“ wurde, für das „Trio“ bestimmte Gelder veruntreut zu haben, oder dass er irgendwelche banalen Sachen bei Böhnhardts Eltern für deren Sohn abgeholt haben könnte. Sehr wohl wird aber die für Kapkes Geburtstag von seiner damaligen Freundin und Wohlleben verfasste, einzig an Tumbheit starke Zeitung im gesamten Wortlaut vorgelesen. Auch wird stundenlang mit der Verfasserin diskutiert, ob sie es zum Beispiel mit der Mordankündigung an Kanzler Schröder ernst meinte. Oder es wird reichlich Zeit mit einem fraglos extrem ekelerregenden antisemitischen Spiel „Pogromly“ verschwendet, einem „Monopoly“ nachempfundenen Brettspiel, das wohl das „Trio“ erfunden haben soll. Viel Interesse wird dann zum Beispiel auch dafür verwendet, wie oft man denn beim Spielen gelacht habe. Und so gab es bisher mindestens 20 Prozesstage die man in einem halben hätte “verhandeln” können. Oder will man Zschäpe am Ende ein Jährchen mehr aufbrummen, weil sie beim kranken Monopoly-Clown auf die Gaswerke (im Original von Parker Bahnhöfe) scharf war und über “Judenwitze” lachte?

Und draußen fährt die Polizei…

Wenig Gedanken macht sich beim Prozess hingegen über die bei einigen Mordanschlägen ziemlich nah am Set befindliche Polizei und widersprüchliche bzw. fragwürdige “Aussagen” dazu.

Oder wie sollte man folgendes werten: Nürnberg, 9. September 2000 gegen 15 Uhr wollte Andreas H. (zufällig Rettungssanitäter) nahe an einer Ausfallstraße an dessen mobilen Blumenstand einen Strauß kaufen wunderte sich, dass dieser anscheinend über einen längeren Zeitraum unbesetzt war – denn es war ihm schon beim Eintreffen ein Pärchen entgegen kommen, dass auch schon keinen Verkäufer vorgefunden hatte. So kontaktete er die Polizei. Dass man den heute 40-jährigen seitens der Behörden gleich zu beruhigen suchte, indem ihm ein Beamter bei jenem Anruf mitteilte, dass Streifenkollegen den Blumenhändler noch vor rund einer halben stunde gesehen hätten, also (sicher) alles in Ordnung sei, kommt zumindest uns “spanisch” vor. Wie konnte eigentlich – abgesehen davon, dass das Gegenteil von “OK” der Fall war, der Mordanschlag war bereits geschehen, der bereits nahezu tote Mann aber vermeintlich noch unentdeckt – der Anrufempfänger in der Zentrale wissen, ob welche Streife welchen Blumenhändler wann gesehen haben kann? Warum wird das im Gericht auch von der Nebenklage nicht vernünftig nachgefragt? Warum sollte eine Polizei beim Vorbeifahren mehr oder minder gezielt auf die Anwesenheit eines Händlers der (bzw. dessen Angestellte) dort regelmäßig seinen Stand aufschlägt, “achten”? Nach weiterem Warten alarmierte H. nochmals die Polizei. Als die dann kam, fand sie Simsek in seinem Mercedes-Transporter niedergestreckt.

sneak2

In wenigen Tagen erscheint als Printzeitschrift eine größere Publikation von uns, die weit über die reine Prozessbeobachtung hinausgeht: wir zeigen u.a. bisher unveröffentlichte Zusammenhänge rund um die Mordfälle von Kassel und Heilbronn, inkl. dem offenkundig vertuschten Mord an Florian Heilig, er stand kurz vor einer geplanten Aussage beim LKA zu einer Art Schwesterorganisation des “NSU” u.v.m. – Sie können sich gegen Überweisung von 4,00 € (2 Euro für die Zeitschrift, 2 Euro Porto und Verpackung) mit Angabe Ihrer Postadresse im Verwendungszweck ein Exemplar sichern: Kt.Nr.: 5408979333 BLZ: 50010517 (ING DiBa) – IBAN DE78 5001 0517 5408 9793 33 – BIC INGDDEFF. Die Zustellung erfolgt ca. zum 19. Mai.

Was hat es mit einem bordeaux-farbenen BMW-Combi auf sich, einem zivilen Polizei-Einsatzfahrzeug, das beim Tattag Yasar im Juni 2005 – wiederum in Nürnberg – offenkundig auffällig wurde? Nebenklage-Anwalt Narin hatte das mal versucht in den Prozess einzuführen – letztlich wohl vergeblich. 

Noch merkwürdiger ist die Geschichte der Schwiegemutter des ersten Münchener Opfers: Folgender Komplex zu Habil Kılıç – sein Laden in der Bad-Schachener-Straße: lediglich vier Häuser von einer Verkehrspolizei-zeiinspektion entfernt! – wurde, wie übrigens auch der übernächste Aspekt aus Hamburg, “selbst” von der Initiative „nsu-watch“ ausgeklammert. Obwohl diese behauptet ernsthafte Protokolle der Verhandlungstage abzuliefern. Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei den “Kollegen” vom ersten Prozesstag an jedoch gravierend auseinander. Wenn da nicht gar Methode dabei ist, so staatshörig sich das vorgebliche “Aufklären und Einmischen” Projekt gibt, das – wie das ihm sehr nahestehende “apabiz” mit den “Rechten” an der NSU-Paulchen-Panther-DVD – ungeklärte Summen wohl auch aus Töpfen der Partei “Die Linke” bezieht. Soviel zur Unabhängigkeit. Fakt ist, die Schwiegermutter des vierten Mordopfers berichtete vor dem OLG davon, dass ihr seinerzeit auf einer Polizeiwache – auf die sie erst mittels Anruf eines Bekannten beordert worden war – erst nach dreieinhalbstündiger Vernehmung vom Tod ihres Schwiegersohnes berichtet worden sei. In der Zeit davor habe man sie ausgefragt und wie eine Verdächtige behandelt. Und als ob das nicht schon fragwürdig genug gewesen wäre schwor die Zeugin vor Gericht nun sprichwörtlich Stein und Bein, dass sie bereits am frühen Vormittag kurz nach 9 Uhr des Tattags auf die Wache in der Bayerstraße einbestellt war. Unter anderem um Fragen à la „Wie haben sie sich mit Ihrem Schwiegersohn verstanden?” zu beantworten. Und das eben, obgleich der Mord – nach allem, was man weiß – erst gegen 10.30 Uhr begangen wurde…

Am greifbarsten scheint polizeiliches Mitwissen am Tatort Hamburg rund um den Laden von Süleyman Tasköprü. „Unmöglich, dass sie es nicht mitbekommen haben!“ Der Vater des Ermordeten wiederholte diesen Satz mehrfach in München vor Gericht – jeden Tag zur Tatzeit wären zahlreiche Polizisten in Hörweite zur Mittagspause gewesen. Eine Aussage die man sich nicht ungesehen zu eigen machen muss, aber in einem vorgeblich unabhängigen Protokoll nicht fehlen darf. Doch wenige Tage nach diesem Verhandlungstag auch hier bei NSU-Watch keine Silbe!

Kannte Streifenpolizist das Mordopfer und schweigt?

Bei der Einvernahme des Hamburgers vorm NSU-Prozess war auch uns noch nicht klar, dass vielleicht gar noch mehr Auffälliges am Tatort Tasköprü im Zusammenhang Polizei passiert war. Doch dann stießen wir auf ein Interview mit ihm aus dem Dezember 2012 – dort beschreibt er eine auf den ersten Blick nebensächlich anmutende Begebenheit: „Am Tag, als der Mord passierte, kam ein Streifenpolizist in den Laden. Er trank einen Kaffee mit Süleyman, dann sagte der Polizist noch, er solle doch den Wagen draußen wegfahren, der sei falsch geparkt.“ Der Vater nahm das Auto, weil er ohnehin einige Einkäufe zu erledigen hatte.

Als er nach 20-30 Minuten zurückkam, war der Sohn schon tot. Zum gleichen Vorfall schildert – wie wir aus uns vorliegenden Akten nachvollziehen konnten – der angeblich gleiche Verkehrspolizist in seiner Zeugenvernehmung kurz nach dem Mord Tasköprü, dass er auf dem Gehweg in Höhe des Gemüsegeschäftes „einige Notizen ins Merkbuch eintrug, (dann) bemerkte ich, dass hinter mir aus diesem Geschäft eine männliche Person herauskam und mir im Vorbeigehen mitteilte, dass er seinen PKW sofort korrekt zum Parken abstellen wird.“ Der südländisch aussehende Mann habe Akzent gesprochen, er (der Polizist) wisse nicht, ob der, das spätere Opfer gewesen sei. Der Mann habe dann sein Auto umgeparkt, damit sei diese Angelegenheit für den Beamten erledigt gewesen. So wie es der Vater – und da die Geschichte sogar im Spiegel stand gehen wir nicht davon aus, dass die einen Polizisten offenkundig etwas andichtenden gebracht hätten – schildert, kannte der Streifenpolizist dessen Sohn zumindest von Pausen in dem Geschäft der Tasköprüs.

Man wagt es sich kaum vorzustellen. Aber nach all dem, was man von den rassistischen Ermittlungen, über die jahrelang fortdauernden Gängeleien Hinterbliebener, all dem Irrsinn im Gesamtkomplex weiß: warum sollte ausgeschlossen sein – wo es auch wenn die Staatsraison etwas anderes fordert, offenkundig ist, dass das Trio oder gar “die Uwes” alleine an keinem Tatort wirklich allein zu Gange gewesen sein können – dass zumindest in dem einen oder anderen Fall auch Staatsbeamte mit verwickelt gewesen sein könnten. Wo ja erwiesen ist, dass Polizeibeamte bzw. Verfassungsschutzmitarbeiter zumindest bei zwei Fällen indirekt eine große Rolle spielten. Etwa Kiesewetters Gruppenführer (der Polizistenmord Heilbronn) Mitglied beim Ku-Klux-Klan war oder in Kassel (Mord an Yozgat) ein Verfassungsschützer unmittelbar zur Tatzeit vor Ort war, aber nichts gesehen, gehört oder gerochen haben will. Zu beiden Komplexen gibt es von uns die nächsten Tage eine separate Geschichte die weniger prozessverlaufverhaftet ist als diese hier – inklusive den Ungereimtheiten um die “Todesfälle” Florian Heilig (Heilbronn, Stichwort “NSS”) und V-Mann Thomas “Corelli” Richter!

Tote, die noch Feuer legen

Apropos “erwiesen”: Haben Sie die letzten Wochen irgendeine Mainstreamzeitung oder Nachrichtensendung entdeckt – die FAZ hatte es wohl immerhin verklausuliert – die erklärte, dass die Behauptung des Selbstmords der “beiden Uwes” endgültig nicht mehr aufrecht erhalten werden kann? Seit 1 1/2 Jahren ist es die Standartbehauptung! Seit BKA-Chef Ziercke im November 2011 in nicht-öffentlicher Sitzung des Bundestag-Innenausschusses, gemeinsam mit Verfassungs”schutz”leiter Heinz Fromm, die Parlamentarier über den aktuellen Ermittlungsstand informieren sollte. Auf die dringliche Nachfrage, wer denn nun – Böhnhardt oder Mundlos – Rußpartikel in den Lungen gehabt hätte, kam sein enttarnender Satz: „Ich weiß auch nicht, welche Relevanz das für Sie hat, dass Sie sich jetzt so echauffieren.“

Vorsitzender Bosbach (CDU) schließlich unterbrach das damals wohl von keinem danach öffentllich problematisierte Possenspiel und wandte sich an den ebenfalls zur „Unterrichtung“ erschienenen Generalbundesanwalt Range. Dieser antwortete: “Ich denke, das kann man sagen, nach dem Ergebnis der Obduktion ist es so, dass Herr Mundlos Herrn Böhnhardt erschossen hat und dann sich selbst gerichtet hat.“ Man beachte: Gefragt war explizit, welcher der beiden Vornamensvetter Rußpartikel in der Lunge hatte. Eine Politikerrunde, der neben Bosbach u.a. Wolfgang Wieland von den Grünen angehörte, ließ sich von zwei hochrangigen Staatsschutzvertretern mit halbseidenen Schilderungen abspeisen.

Vor Wochen – primär durch die Arbeit des Thüringer Untersuchungsausschusses – kam der Obduktionsbericht nun zumindest zitatweise an die Öffentlichkeit (zumindest theoretisch, die meisten Medien schweigen das Thema ja wie erwähnt tot): der führe eindeutig aus, dass bei keinem (!) der Toten Spuren von Ruß oder Raucheinatmung in den Lungen feststellbar waren, womit als erwiesen gelten kann, dass als das Feuer gelegt wurde im Wohnmobil sowohl Böhnhardt als auch Mundlos bereits das Zeitliche gesegnet hatten – denn Tote können bekanntlich schwerlich selber zündeln…

 BITTE UNTERSTÜTZEN SIE UNS so möglich mit einer kleinen spende an kontonummer: 5408979333, BLZ: 50010517, ING DiBa, inhaber: oliver renn – IBAN DE78 5001 0517 5408 9793 33 – BIC INGDDEFF oder zumindest mit aktiver weiterempfehlung und kommentaren hier oder bei facebook und twitter. denn: hinter uns steht kein verlag, keine politische organisation gleich welcher couleur. somit sind wir auf spenden von menschen angewiesen, denen wie uns an einer weitgehenden aufklärung des nsu-komplexes gelegen ist; daran, dass dieses land nicht so tut, als ob rassismus in deutschland kein gesellschaftliches problem und staatliche (mit)schuld sowie staatliches (mit)wissen keine tatsache wäre.

*1999 gab es in einem türkischen Lokal in Nürnberg einen Sprengstoffanschlag, bei dem ein Mann vom Reinigungspersonal schwer verletzt wurde, als er nach einem Gegenstand griff, der wie eine Taschenlampe aussah. Folgt man Carsten Schultze, eine weitere Tat des “NSU”.

nsu prozess – zeugenladungen 01.-03.04.2014

Folgende Zeugen und Sachverständige sind zu den nachfolgenden Terminen geladen
(Stand 27.03.2014):

Dienstag, 01.04.2014

09.30 Uhr Reiner B.
(Führung des V-Manns Tino B.)

13.00 Uhr Thomas R.

(Unterstützung des Untertauchens von Beate Z.,
Mundlos und Böhnhardt im Jahr 1998)

Mittwoch,
02.04.2014

09.30 Uhr Thomas S.

(Unterstützung des Untertauchens von Beate Z., Mundlos und Böhnhardt im Jahr
1998)

10.00 Uhr           KHK Bengner
(Übersicht Kommunikationsmittel Beate Z., Mundlos und Böhnhardt)

Donnerstag, 03.04.2014

09.30 Uhr
Ilona M.   (Umfeld Angeklagte)

Die Zeugenvernehmungen finden
im Sitzungssaal A 101 (Schwurgerichtssaal),  Nymphenburger Straße 16, im
Strafjustizzentrum München statt.

Es wird darauf hingewiesen, dass sich
der oben angegebene Plan jederzeit kurzfristig ändern kann und diese Änderungen
üblicherweise in der Sitzung bekannt gegeben werden.

nsu-prozess – die zeugen für den 25.-27. märz 2014

Folgende Zeugen und Sachverständige sind zu den nachfolgenden Terminen geladen

Dienstag, 25.03.2014

09.30 Uhr  KHK
Bengner, BKA Wiesbaden

13.15 Uhr KOK Vitt, BKA Wiesbaden (Fortsetzung
der Vernehmung)

(beide Zeugen: Vernehmungen des Zeugen Max-Florian B.)

13.00 Uhr Matthias H.

13.00 Uhr Wilma K.

(beide Zeugen: Inhalt des Briefkastens Frühlingstraße 26/26a, Zwickau)

Mittwoch, 26.03.2014

09.30 Uhr Juliane W.

13.00 Uhr Andreas R.
(beide Zeugen: Umfeld Angeklagte)

Donnerstag, 27.03.2014

09.30 Uhr Norbert W.

13.00
Uhr Jürgen Z.
(beide Zeugen: Führung des V-Manns Tino B.)

Die Zeugenvernehmungen finden im Sitzungssaal A 101
(Schwurgerichtssaal),  Nymphenburger Straße 16, im Strafjustizzentrum München
statt. Es wird darauf hingewiesen, dass sich der oben angegebene Plan
jederzeit kurzfristig ändern kann und diese Änderungen üblicherweise in der
Sitzung bekannt gegeben werden.”

aktenzeichen temme ungelöst oder warum wir uns gerade etwas rar machen

temme

screenshot aus dem unsäglichen machwerk von ndr panorama mit dem – begleitet von einer ebenso dubiosen kampagne in der süddeutschen – vor rund 1 1/2 jahren die bevölkerung von andreas temme unschuld überzeugt werden sollte

beim #nsu prozess hieß es letzte woche abermals aktenzeichen #temme ungelöst: der geheimdienstchef lutz #irrgang und frau #ehrig, die direkte vorgesetzte des ehemaligen v-mann-führers andreas temme erweckten (wie einmal mehr er, der zufällig zur tatzeit am tatort gewesen sein will als halil #yozgat 2006 kaltblütig ermordet wurde, selbst) dieser tage erhebliche zeifel, dass sie es mit dem wahrheitsgehalt ihrer aussagen auch nur ansatzweise ernst nehmen. und der vorsitzende richter sowie zahllose medien reden meilenweit an den wirklichen auffälligkeiten zum mord im internetcafe und temmes beruflichem umfeld vorbei. rassistische denkmuster sowie mangelnder aufklärungswille wird ignoriert. selbst, dass sich zwei der sogenannten #zschäpe-verteidiger – die herren heer und stahl – einmal mehr gebieren, als wären sie zeugenbeistände im auftrag des #verfassungsschutz’ wird bestenfalls halbherzig thematisiert. und dann ist da noch der nicht minder dubiose v-mann benjamin #gärtner. wer hierzulande noch immer nurmehr von behördenwirrwarr oder totalem versagen schwadroniert deckt – unbewusst oder gar bewusst – zumindest systematisches verschleiern.

für unsere printzeitung zum “einjährigen” des prozesses in münchen arbeiten wir gerade an vielen geschichten zu diesen und anderen fragen und sind online daher aktuell nicht ganz so aktiv. aber wir verpassen weiterhin keinen einzigen prozesstag und enden für heute mit einem hinweis auf die ladungen für den zeitraum 18. – 20.03.: am dienstag ist enrico #theile (#ceska) vorgesehen; mittwoch szeneRA thomas #jauch & carsten richter (wohnungen) sowie KOK backeberg, BKA (vernehmung zeuge andreas s.) und am donnerstag gibt es in münchen voraussichtlich ein wiedersehen mit andré #kapke

ps: eine bitte an sie, an euch. zumindest so ihr zufällig jemanden kennt oder jemanden kennt, der jemanden kennt: wir suchen noch eine ambitionierte druckerei, die dieses projekt zum selbstkostenpreis unterstützt – sprich ausnahmsweise mal nur die eigenen unkosten (papier, druckmaschineneinsatz) gedeckt wissen möchte, aber keinen gewinn erzielen muss – natürlich gegen entsprechende sponsorencredits. wir sind für jeden tipp dankbar – aber bitte per privatnachricht an unsere facebookseite oder per e-mail an prozess@das-zob.de -

natürlich darf^^ sich auch jeder melden der keine #druckerei kennt und uns andersweitig kraft wünschen mag oder gar selber den prozess besuchen möchte und oder gar an einzelnen artikeln mitwirken könnte.

nsu-prozess: vorschau der geladenen zeugen 11. – 13. märz 2014

aus den offiziellen presseunterrichtungen des OLG münchen zum nsu-prozess und allein deswegen ohne gewähr:

“Folgende Zeugen und Sachverständige sind zu den nachfolgenden Terminen geladen (Stand 06.03.2014):

Dienstag, 11.03.2014

09.30 Uhr KOK Itter, PP Nordhessen
(Fall Yozgat – Erläuterung der Tatrekonstruktion vom 01.06.2006)

10.30 Uhr Dr. med. Thomas H.
(Fall Kiesewetter, Gutachten zum Zeugen Martin A.)

11.00 Uhr N. E., Landesamt für Verfassungsschutz

14.00 Uhr N. F., Landesamt für Verfassungsschutz
(beide Zeugen: Tätigkeit des Zeugen Andreas T.)

Mittwoch, 12.03.2014

09.30 Uhr Lutz I., Direktor des Landesamts für Verfassungsschutz Hessen a.D.
(Tätigkeit des Zeugen Andreas T.)

13.00 Uhr Andreas T. (Fall Yozgat)

Donnerstag, 13.03.2014

09.30 Uhr Jana J. (Umfeld Angeklagter W./Zeuge K.)

Die Zeugenvernehmungen finden im Sitzungssaal A 101 (Schwurgerichtssaal), Nymphenburger Straße 16, im Strafjustizzentrum München statt.

Es wird darauf hingewiesen, dass sich der oben angegebene Plan jederzeit kurzfristig ändern kann und diese Änderungen üblicherweise in der Sitzung bekannt gegeben werden.

nsu prozess vorschau 25.-27.02

Folgende Zeugen und Sachverständige sind zu den nachfolgenden Terminen geladen (Stand 20.02.2014):

Dienstag, 25.02.2014

09.30 Uhr 	Ingeborg H. (Inh. Autovermietung – Anmietung Wohnmobile)

11.00 Uhr 	KHK Rommel, PP Nordhessen (Fall Yozgat – Tatortbeschreibung)

13.00 Uhr	KOK Bernhart, LKA Thüringen 
14.00 Uhr	KOKin Buhl, BKA Wiesbaden
14.30 Uhr	KOK Backeberg, BKA Meckenheim

		(alle Zeugen: Zeugenvernehmungen Andreas S. im Jahr 2012)

Mittwoch, 26.02.2014

09.30 Uhr	Sachverständiger WD Ruprecht Nennstiel, BKA Wiesbaden
		(Tatkomplex Kiesewetter – kriminaltechnisches Gutachten)

13:00 Uhr	Mandy S. (Umfeld Angeklagte)     

Donnerstag, 27.02.2014

09.30 Uhr  	Mandy S. (Fortsetzung der Vernehmung vom 26.02.2014)

nsu-prozess: vorschau der geladenen zeugen 18. – 20. februar 2014

aus den offiziellen presseunterrichtungen des OLG münchen zum NSU-prozess und allein deswegen ohne gewähr:

“Folgende Zeugen und Sachverständige sind zu den nachfolgenden Terminen geladen (Stand 13.02.2014):

Dienstag, 18.02.2014

09.30 Uhr  KHK Tutz (Vermerk zu den Wohnungen)

11.00 Uhr  KK Schirra (Vermerk zu „Progromly“)

13.00 Uhr KHK Wendt (Vermerke zu Zeugen aus dem Umfeld der
Angeklagten)

Mittwoch, 19.02.2014

09.30 Uhr KOK Lohmer, BKA Wiesbaden

09.30 Uhr KHK Tuche, KPI Jena (beide Zeugen: Vernehmung des
Zeugen Frank L. i.J. 2012)

13.00 Uhr KOK Volk, BKA Wiesbaden (Durchsuchung Wohnung Schomerusstr., Jena, i.J. 1998)

Donnerstag, 20.02.2014

09.30 Uhr Max-Florian B. (Umfeld Angeklagte)

10.00 Uhr KOK Peters, KPI Gotha

11.00 Uhr KOK Vitt, BKA Wiesbaden
(beide Zeugen: Vernehmung des Zeugen Max-Florian B.)

Die Zeugenvernehmungen finden im Sitzungssaal A 101 (Schwurgerichtssaal),
Nymphenburger Straße 16, im Strafjustizzentrum München statt.

Es wird darauf hingewiesen, dass sich der oben angegebene Plan jederzeit kurzfristig
ändern kann und diese Änderungen üblicherweise in der Sitzung bekannt gegeben
werden.”